KULTURDENKMAL / Für die Stiftsscheuer wird ein Investor gesucht
Dornröschen wartet
jetzt auf den Prinzen
Von der Dienstbotenebene in die Herrschaftsetage für die Stiftsscheuer
könnte ein solches Märchen wahr werden, vorausgesetzt es gibt einen
(Investoren)Prinzen, der sie aus dem langen Dornröschenschlaf
wachküsst. Zum Brautwerber hat sich die Stadt Kirchheim gemacht.
Profaner gesagt: Sie will das Kulturdenkmal verkaufen.
BARBARA IBSCH
Heute ist die aus dem 18. Jahrhundert stammende Stiftsscheuer mit der Adresse Widerholtstraße 6 8 ein Kulturdenkmal. Sein Äußeres verrät dies den mit alten Gebäuden Vertrauten, auf nicht so geschulte Augen macht es eher einen verschlafenen Eindruck. Das Gebäude mit Leben zu erfüllen, ist Anliegen der Stadt Kirchheim, wobei im Rathaus beispielsweise auch schon darüber laut nachgedacht wurde, die Sitzungen des Gemeinderats in die Stiftsscheuer zu verlagern oder dort ein Bürgeramt einzurichten. Doch zum Umsetzen der Ideen fehlt das Geld. Es soll aber auf dem freien Markt speziell an denkmalgeschützten Fachwerkhäusern Interessierte geben und an sie ist ein Auswahlverfahren gerichtet, von dem die Mitglieder des Technischen Ausschusses des Kirchheimer Gemeinderats in jüngster Sitzung zustimmend Kenntnis genommen haben.
Jochen Stüber, Freier Architekt im architekten/netz/werk am Kirchheimer Schlossplatz, hat im Auftrag der Stadt sowie in Zusammenarbeit mit Stadtplanungsamt und Hochbauamt in einer Machbarkeitsstudie die noch verborgenen Schokoladenseiten des Gebäudes herausgearbeitet. Dazu gehört auch die Stellung innerhalb des Vogthausviertels, das zum Innenstadtkern zählt und als Sanierungsgebiet in der Altstadt aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden soll. Für die Stiftsscheuer selbst könnte also ein Zuschuss fließen. Zudem wird ernsthaft über eine Tiefgarage im Bereich Rollschuhplatz nachgedacht. All dies sind für einen Investor sicherlich interessante Faktoren. Die Machbarkeitsstudie für den Umbau des Gebäudes mit einer historischen Kubatur von etwa 1 350 Kubikmetern macht zum Ausbau und zur künftigen Nutzung reizvolle Vorschläge. Wunsch der Stadt wäre ein gewerblicher/geschäftlicher Bereich im Erdgeschoss. Darüber könnte hochwertiger Wohnraum in historischem Ambiente entstehen.
Die Stadt Kirchheim hat am Samstag den Verkauf des Kulturdenkmals Stiftsscheuer ausgeschrieben. Jetzt wird auf den Fachwerkliebhaber gehofft, der die einstige Scheuer von Adam Mayländer und Hans Conrad Mayer aus dem Dornröschenschlaf befreit.